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Österreich, Ungarn und Rumänien – Von Bären, Wäldern und Vampiren, die zumindest Touristen ignorieren

Der Sommer 2024 in Mitteleuropa: Nass, regnerisch, trüb, geprägt von Überschwemmungen und Murgängen. Diese doch eher ungemütliche Konstellation trieb uns Ende August Richtung Osten. Aber natürlich nicht nur deswegen: Wir haben von diversen Reisefreunden viel Gutes über Rumänien gehört.

Also nahmen wir die knapp 1'000 km bis an die rumänische Grenze unter die Räder. Mit unserem Fritz logischerweise nicht in einer Etappe. Unser erster Reisetag führte uns an die schöne Donau nach Melk. Diejenigen, die «Der Name der Rose» gelesen oder gesehen haben, erinnern sich vielleicht an den jungen Mönch «Edson von Melk». Eine fiktive Romanfigur, aber das Kloster Melk ist sehr real und zudem imposant. Eine Nacht direkt an der Donau und im hübschen Städtchen war der perfekte Start für unseren Roadtrip.

Tag zwei können wir sehr kurz zusammenfassen: Fahren durch flaches Land. Gefühlte zehn Höhenmeter und vier Kurven bis zur ungarisch/rumänischen Grenze. Und das bei über 30 Grad. Naja, auch das haben wir hinbekommen, und nach einer Nacht auf einem Campingplatz mit Freibad, in dem am Sonntagnachmittag die ganze Stadt am Plantschen war, gings am nächsten Tag rüber nach Rumänien.

Wir waren gespannt: Wird’s wieder eine Zeitreise wie unser Trip 2019 nach Albanien? Würden uns Bären fressen und Vampire aussaugen? Würden uns kriminelle Diebesbanden bedrängen?

Die Antwort auf all diese Fragen: Nein!

Wir haben ein tolles Reiseland entdeckt. Zumindest Siebenbürgen, besser bekannt als Transsilvanien, das wir mehrheitlich bereist haben, hat uns sehr gut gefallen. Wenig bekannte Naturschönheiten (mehrheitlich waldig...), quirlige Handelsstädte wie Sibiu und Brasov und traumhafte Offroad-Strecken. All das und viel mehr hat Rumänien zu bieten.

Zuerst verbrachten wir ein paar Tage im Nordwesten des Landes im Apuseni-Gebirge. Wer mit Wald nicht zurechtkommt, wird kaum glücklich werden. Wir haben zwar ein gespaltenes Verhältnis zu Wald, aber in dieser Region gehört er einfach dazu. Im Black Sheep Camp von Tudor und Dana verbrachten wir herrliche Camping- und Wandertage. Die beiden führen das Camp seit einigen Jahren. Auf einer grossen Waldlichtung kann man sich hinstellen. Eine Dusche, ein Plumpsklo, eine Feuerstelle: fertig ist das Offroad-Campingparadies. Wieso Offroad? Ohne 4x4 ist die Anfahrt kaum zu schaffen. Lucky us...

Anschliessend zog es uns nach Sibiu (Hermannstadt). Eine hübsche Stadt, die durchaus irgendwo in Deutschland beheimatet sein könnte. Nach einer gewittrigen Nacht mussten wir unsere Pläne das erste Mal umstellen. Die starken Regenfälle haben die Offroad-Tracks in Schlammpisten verwandelt. Muss nicht sein, dachten wir. Also kurzentschlossen auf die Asphalt-Variante «Transfagarasan» ausgewichen. Eine asphaltierte Passstrasse über die Karpaten. Landschaftlich hübsch, aber touristisch ausgeschlachtet. Der Gipfel der Perversion ist das Anfüttern von Braunbären, damit die debile Touristenschar eine Attraktion mehr auf Instagram posten kann. Nun denn, abgehakt und weitergefahren.

Nach einer ruhigen Nacht an einem der zahlreichen Stauseen südlich der Karpaten trauten wir uns ins Herz von Transsilvanien rund um die Stadt Brasov (Kronstadt). Auch dort steppt touristisch der Bär. Sogenannte «Dracula-Schlösser» sind der Hit für die mehrheitlich lokalen Touristen. Nicht unser Ding, also haben wir diese Touristenmagnete so gut es ging vermieden.

Im Dorf Fundada mischten wir uns unter die Lokalbevölkerung und folgten gebannt dem Folklorespektakel «Nedeia Muntilor». Dieses alljährliche Herbstfest bildet das Schlussbouquet der Sommersaison mit diversen Aktivitäten in der Region.

Nach einem kurzen Abstecher in die Stadt Brasov wollten wir endlich unseren Offroad-Hunger stillen. Via Deutsch Weisskirch, dem Ballenberg von Rumänien, gings nun endlich in die mehrheitlich unberührten und wieder waldigen Karpaten.

Und wir kamen auf unsere Rechnung: Die Strada Strategica ist eine Ost/West-Verbindung in den Südkarpaten und eine DER Offroad-Strecken in Rumänien. In engen, ausgewaschenen Serpentinen gings über die Baumgrenze, und ab da war alle 100 Meter grosses Staunen angesagt. Auf den alten Militärwegen gings weiter Richtung Westen. Während des ganzen Tages haben wir keine fünf Fahrzeuge getroffen. Dafür diverse Hirten mit ihren Schaf- und Ziegenherden. Und sehr wachsamen Hirtenhunden…

Nach diesem ersten Offroad-Tag kamen wir erst richtig auf Touren. Nach einer herrlichen Nacht weg von jeglicher Zivilisation gings weiter Richtung Westen. Zuerst ein kurzes Stück auf der zweiten bekannten Nord/Süd-Passstrasse, der Transalpina. Aber schon bald waren wir wieder auf holprigen und durchaus anspruchsvollen Schotterpisten unterwegs.

Nach drei Tagen im Gelände war unser Off-Road-Hunger gestillt, und wir widmeten uns doch noch einem touristischen Hotspot: Der Burg Hunedoara. Diese im 19. Jahrhundert umgebaute Renaissancefestung ist die ideale Kulisse für einen Vampir-Film. Dass diese inmitten eines Industriegebiets steht… geschenkt! Die Burg war definitiv einen Abstecher wert.

Wir waren zu dem Zeitpunkt schon über zwei Wochen «on the Road». Zeit also, die Rückreise zumindest grob zu planen. Nach weiteren zwei eher unspektakulären Tagen in Rumänien gings wieder zurück nach Ungarn. Genauer gesagt in die Stadt Szeged im Dreiländereck Ungarn, Serbien und Rumänien.

Eine sehr lebens- und liebenswerte Kleinstadt. Da genau zu unserer Besuchszeit noch ein grosses Rum- und Gin Festival stattfand, wird uns dieser Aufenthalt immer in guter Erinnerung bleiben.

Nun stand praktisch dasselbe Programm wie am zweiten Reisetag an: Fahren durch flaches Land Richtung Österreich. Am Neusiedlersee südlich von Wien verbrachten wir dann ein paar ruhige Tage. Wichtigstes Ziel: Das Weingut JURIS. Deren Weine, die uns ein befreundeter Gastronom in Davos nähergebracht hat, mussten degustiert und anschliessend gekauft werden. Unser Fritz war ab dann mehr Weintransport als Offroad Fahrzeug.

Bereits am Tag unserer Ankunft am Neusiedlersee warnten die Behörden vor Starkregen, Sturm und Überschwemmung. Anders als vor einem Jahr in Griechenland nahmen wir diese Warnungen ernst und fuhren rechtzeitig weiter. Aufgrund der starken Regenfälle, die uns auch auf der Fahrt Richtung Westen begleiteten, war dann fertig mit campen. Die letzte Nacht verbrachten wir auf Gut Ising am Chiemsee. Dies auf Initiative von Simone, die vor einer gefühlten Ewigkeit dort zwei Familienferienwochen auf dem Rücken diverser Pferde verbracht hatte.

Es gibt definitiv schlimmere Ferienabschlüsse als eine Nacht in bayrischer Gastfreundschaft zu verbringen. Am nächsten Morgen wars dann leider so weit, und wir fuhren die letzten paar hundert Kilometer bei strömendem Regen zurück nach Hause.

Was uns aus diesen drei Wochen im Osten von Europa in Erinnerung bleibt: Tolle Landschaften, nahezu unberührte Natur im Nordwesten von Rumänien und in den Südkarpaten, quirlige Städte mit freundlichen Menschen und ganz viele Autobahnkilometer, die halt auch gefahren werden müssen.

Rumänien, wir kommen wieder. Es gibt noch einiges zu entdecken!

Bildergalerie Teil 1

Bildergalerie Teil 2